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Wissenschaftsverlage und Open Access aus Autorensicht

(Karin Jungnikl ― Leseprobe)


»Open Access«, der freie Zugang zu wissenschaftlichen Resultaten, unterstützt eine wesentliche Grundlage von Forschung, nämlich dass jede Erkenntnis von allen Interessierten nachgeprüft, kritisiert und weiterentwickelt werden kann, und ist somit notwendige Voraussetzung einer funktionsfähigen Wissenschaft. Forschung – zumindest Grundlagenforschung – wird überwiegend öffentlich finanziert, findet in öffentlich finanzierten Einrichtungen statt, und ihre Publikation wird überwiegend aus öffentlicher Hand bezahlt. »Öffentlich« heißt Steuergelder, daher besteht ein ökonomischer und ethischer Anspruch auf Zugang zu den Resultaten – für potenzielle AnwenderInnen, Betroffene und alle Interessierten.

»Green« vs. »Gold«
Es gibt zwei Modelle, diesen Anspruch umzusetzen: »Green Road« sieht vor, dass WissenschaftlerInnen ihre in klassischen wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichten Beiträge zeitgleich in institutionellen Archiven zugänglich machen. Als »Gold Road« bezeichnet man die direkte Open-Access-Veröffentlichung durch den Verlag, finanziert über Autorenbeiträge oder Sponsoring, und diese ist zurzeit teilweise ein Zusatzgeschäft für Verlage.

Wissenschaftliche Artikel zu veröffentlichen, ist ein Geschäft von einigen Milliarden jährlich weltweit. Die Niederlande sind Sitz der größten europäischen Wissenschaftsverlage und hatten im ersten Halbjahr 2016 den EU-Vorsitz inne. In dieser Funktion haben sie Open Access – vorzugsweise via »Gold Road« – zu einer Priorität erklärt. Die betreffende Europäische Initiative ist die »Roadmap to Open Access OA2020« (Februar 2016), und die Website ist eine gute Quelle für den aktuellen Stand der Politik.

In der Praxis ist aber die »Green Road« zu einem wichtigen Faktor geworden, da wesentliche Funktionen einer Publikation für Wissenschaftler – Erkenntnisse teilen, eigene Sichtbarkeit im Fachbereich – auch ohne Verlag erfüllt werden können und das Geld knapp ist. An manchen Instituten und in manchen Disziplinen gehört es sogar zur Institutspolitik und zum guten Ton, Ergebnisse unmittelbar in Online-Archiven frei zugänglich zu machen und »Green«- pen-Access zu publizieren. Für WissenschaftlerInnen geht es dabei nicht nur um viel Geld, denn Publizieren ist eine emotionelle und zunehmend auch eine ideologische Angelegenheit – es geht um »publish or perish « (und andere Dinge … suchen Sie einmal auf Youtube »peer review ca. 1945«!).


Der klassische Publikationsprozess Um Ergebnisse als Artikel in einem internationalen Journal zu veröffentlichen, reicht man sie zunächst in Form eines korrigierten, nach Vorlage formatierten Dokumentes über ein Online-Formular ein. Dann wird der Text, falls er gefällt, von einem Fach-Editor an Fach-GutachterInnen geschickt, welche Änderungsvorschläge machen, dann von dem/der AutorIn geändert und gegebenenfalls noch einmal begutachtet und zur Publikation akzeptiert. Diese Arbeitsschritte werden – in der Regel unentgeltlich – von WissenschaftlerInnen durchgeführt und organisiert.

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